TonArt-Orchester Düsseldorf
Leitung: Barbara Sieks
Das TonArt-Orchester wurde 1995 gegründet und ist seit über 25 Jahren fester Bestandteil des Düsseldorfer Kulturlebens. Damals war das Ensemble neue Heimat für erwachsene Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters der Clara-Schumann-Musikschule. Heute ist das „TonArt“ die ideale Adresse für alle, die ihre musikalische Begeisterung neben Beruf und Familie nicht verloren haben. Jede Woche treffen sich junge und ältere Hobbymusiker, um hier kleine und große sinfonische Werke einzustudieren. Zwei große Abschlusskonzerte in und um Düsseldorf krönen halbjährlich die Freude an der gemeinsamen musikalischen Leidenschaft. Dabei sind Ehrgeiz und gemeinschaftliches Miteinander für die über 70 Instrumentalisten immer Berufung statt Beruf. So wird das „TonArt“ zu einer Bühne für die Musik und für alle, die sie lieben.
Konzertreisen führten das Orchester nach Barcelona, Norditalien, zum internationalen Orchestertreffen „Entre deux mers“ nach Frankreich und zur "Fête de la Musique" ins luxemburgische Echternach. Im Rahmen der Bergischen Biennale für Neue Musik Remscheid begeisterte das Ensemble 2008 mit dem Programm „100 Jahre Filmmusik“.
Die jüngste Konzertreise führte das Orchester Ende April 2023 nach Bremen. In Zusammenarbeit mit der Bremer Orchestergemeinschaft fand dort ein gemeinsames Konzert statt.
Miriam Raspe wuchs in Düsseldorf auf und erlernte an der Clara-Schumann-Musikschule die Instrumente Klavier, Posaune und Euphonium. Sie studierte Posaune bei Prof. Abbie Conant und Blasorchesterleitung bei Stefan Halder in Trossingen und war von 2014 bis 2021 Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Beim Felix-Men- delssohn-Wettbewerb gewann sie 2016 einen 3. Preis sowie den Sonderpreis. Ihr Masterstudium absolvierte sie bei Prof. Werner Schrietter in Karlsruhe und war von 2017 bis 2023 Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie. Ihre Ausbildung wurde durch Meisterkurse u.a. bei Henning Wiegräbe, Michel Becquet, Ingemar Roos und Frederic Belli bereichert, ebenso wie durch ein Auslandssemester am Königlichen Konservatorium in Brüssel. Sie wurde bereits von namhaften Ensembles wie dem Landespolizeiorchester Baden-Württemberg und dem Ensemble Modern engagiert und stellte zudem ihre solistische Begabung während einer Solo-Tournee durch Mexiko im Frühjahr 2015 unter Beweis. Seit vielen Jahren ist Miriam Raspe nebenher als Dirigentin für Blasorchester tätig und gab ihr Wissen von 2017 bis 2022 im Rahmen eines Lehrauftrags an der Musikhochschule Trossingen weiter. Im Jahr 2020 erhielt sie eine Festanstellung als Dirigentin und Lehrerin für tiefes Blech an der Musikschule Herrenberg (bei Stuttgart) und lebt seitdem auch dort.
Barbara Sieks begann ihre musikalische Ausbildung im Alter von sechs Jahren mit Klavierunterricht. Seit ihrem neunten Lebensjahr spielt sie Geige.
Schon während der Schulzeit wirkte sie in Schul- und Musikschulorchestern mit. Sie war viele Jahre Konzertmeisterin des Jugendsinfonieorchesters der Clara-Schumann-Musikschule Düsseldorf.
Teilnahmen an Schülerakademien und Meisterkursen im Fach Violine bei Professor Koji Toyoda (Berlin) ebneten ihr den Weg zum Musikstudium.
Ab 1995 studierte sie Schulmusik mit Hauptfach Geige an der Hochschule für Musik in Köln und erhielt dort ihren ersten Dirigierunterricht. Seminare bei Professor Bloemeke (Detmold) untermauerten ihre profunden Kenntnisse.
Seit 2004 unterrichtet Barbara Sieks die Fächer Musik und Biologie am Pascal-Gymnasium Grevenbroich. Im August 2012 übernahm sie dort das Amt der stellvertretenden Schulleiterin.
Carl Nielsen (1865 - 1931)
Launy Grøndahl (1886 - 1960)
Robert Schumann (1887 - 1953)
Konnten unsere Worte das, was wir im Gespräch zum Ausdruck bringen wollten, tatsächlich sagen oder hatten wir das Gefühl, unsere Sprache, die wir benutzten, reichte nicht aus, um zu sagen, was uns bewegte? Drückt der Brief, die SMS, der „post“, das Gedicht oder das Stück Prosa aus, was wir tatsächlich dachten oder formen wollten? Wir wissen von Tobsuchtsanfällen bekannter Schriftstellerinnen und Schriftsteller, etwa von Gustave Flaubert, der herumbrüllte, weil er nicht das „richtige“ Wort fand. Halten Worte mehr zurück, als sie ausdrücken? Helfen die aufgeschriebenen Noten einer Komposition, Empfindungen und Gedanken der Komponierenden unmaskiert und direkt zum Ausdruck zu bringen, weil sie notiert sind? Oder sind die Zeichen auf der Lineatur des Notenblattes, um mit dem Philosophen Theodor W. Adorno zu sprechen, Werkzeuge zur Organisation der Künstlernatur und damit nützliche Gefühlsfilter? Solche Gedanken beschrieb er in einem musiktheoretischen Aufsatz, der sich mit dem kompositorischen und musikpublizistischen Schaffen Robert Schumanns beschäftigte. Für Adorno war Schumann jemand, dem die Differenz zwischen der Niederschrift der Komposition und dem Impuls, der sie auslöste, bewusst war. Schumann arbeitete die Differenz zwischen Empfindung und Notenschrift immer wieder in seine Kompositionen ein. Er versuchte sich dem Phänomen der „Differenz“ durch das Mittel der „Variation“ zu nähern. Das gleiche Stück Musik konnte in verschiedenen Besetzungen mit unterschiedlichen solistischen Schwerpunkten aufgeführt werden. Für ihn entstanden aus der vorhandenen „Differenz“ Spielräume. Schumann galt nicht nur Adorno damit als „Moderner“.
Das heutige Konzert nähert sich dem „Modernen“ mit dem Gang auf den Pfaden des 20. Jahrhunderts zurück nach vorne bis ins 19. Jahrhundert.
Interessanterweise spielt die Sinfonik Dänemarks heute dabei eine wichtige Rolle.
Wir hören im heutigen Konzert, neben Robert Schumann, die Musik der Komponisten Carl August Nielsen und ein virtuoses Posaunenstück für Orchester von Launy Valdemar Grøndahl. Aus einiger (auch historischer) Entfernung – gewissermaßen als Randnotiz – können wir einen Blick auf Niels Wilhelm Gade (1817-1890) werfen, den bekannten dänischen Sinfoniker und Dirigenten. Gade war es, der anstelle von Robert Schumann 1844 Chef des Leipziger Gewandhaus-Orchesters wurde.
So beschreiten wir heute den Weg rückwärts in die Moderne: Wir beginnen mit Carl August Nielsen und dürfen mit ihm einen Komponisten des Überganges von klassischer Musik in die frühe klassische moderne Musik hören. Mit Launy Grøndahl ist das 20. Jahrhundert erreicht. Im zweiten Teil des Konzertes erleben wir mit dem „Romantiker“ Robert Schumann einen der Väter einer Musik, die sich bis heute die Frage stellen möchte, wie sich Empfundenes möglichst genau durch Kunst und Musik ausdrücken kann …
Carl August Nielsen (* 9. Juni 1865 in Sortelung bei Nørre Lyndelse auf Fünen; † 3. Oktober 1931 in Kopenhagen) war ein bedeutender dänischer Komponist und Dirigent. 1891 lernte Nielsen in Paris die Bildhauerin Anne Marie Brodersen kennen, die er im selben Jahr heiratete. Die Ehe hielt trotz einiger Krisen bis zu seinem Tod.
Die Helios-Ouvertüre entstand 1903 in Athen. Carl Nielsen und seine Frau verbrachten in jenem Jahr gemeinsame Monate in Griechenland. Anlass war ein Stipendium für seine Frau, das es ihr ermöglichte, Skulpturen der griechischen Antike am Ort der Ausgrabungen zu kopieren.
Nielsen komponierte, inspiriert von der Gegenwart antiker Geschichte und dem griechischen Licht, die Helios-Ouvertüre. An seinen Schüler Sven Godske-Nielsen schrieb er: „Hier ist es sengend heiß. Helios brennt täglich auf uns herab und ich komme mit der Arbeit an meinem eigenen neuen Sonnensystem gut voran; die lange Einleitung mit dem Sonnenaufgang und dem Morgengesang ist fertig. Das Allegro ist in Arbeit.“
Launy Valdemar Grøndahl war ein dänischer Komponist und Dirigent. Er wurde am 30. Juni 1886 in Ordrup nahe Kopenhagen geboren. Er starb am 21. Januar 1960 in Frederiksberg und wurde in Gentofte beigesetzt.
In seinem 1924 entstandenen Konzert hat die Posaune ihren großen Auftritt. Schon zu Beginn erklingt ein virtuoses Solo. Nach den optimistischen Klängen des „Moderato assai“ bringt das Andante dunklere Klangfarben. Posaune und Klavier sind im Dialog, bevor der Solist seine Stimme über einem schwebenden Streicherteppich aufsteigen lässt. Im „Maestoso“ ist die Posaune noch einmal virtuos herausgefordert. Ein Orchestertutti bereitet dem Solisten den Weg in ein furioses Finale.
Robert Schumann wurde am 8. Juni 1810 in Zwickau, im damaligen Königreich Sachsen geboren. Er starb am 29. Juli 1856 in Endenich, Rheinprovinz, heute Ortsteil von Bonn. Er wird zu den bedeutendsten Komponisten der Romantik gezählt.
Über Schumann gibt es viele Erzählungen. Schumann war ein vielseitiger Künstler, der in seinen letzten Lebensjahren psychisch schwer erkrankte und relativ jung verstarb. Er war nicht nur Komponist, sondern auch Dirigent und Musikschriftsteller. Verheiratet war er mit Clara Schumann (Wieck), einer bedeutenden Klaviervirtuosin, Komponistin und Klavierpädagogin.
Clara und Robert Schumann hatten acht Kinder.
Vielleicht ist für die Konzertbesucher interessant, dass Robert Schumann 1850 sein Amt als Musikdirektor des Düsseldorfer Musikvereins antrat. Die Familie Schumann lebte bis zum endgültigen Ausbruch von Schumanns psychischer Erkrankung 1854 in Düsseldorf auf der Bilkerstraße 15. Brahms war dort häufiger Gast.
Schumann näherte sich der Sinfonie Schritt für Schritt über das Schreiben von Liedern, Klavier- und Kammermusik. Seine vierte Sinfonie ist eigentlich seine zweite. Sie entstand unmittelbar nach seiner ersten, der sogenannten Frühlingssinfonie. Die „Vierte“ heißt sie, weil die Uraufführung der ersten Fassung nur zurückhaltende Aufnahme bei Publikum und Kritik fand und Schumann sie später, in einer überarbeiteten Fassung, dann als „Vierte“, in Düsseldorf 1853 neu präsentierte. Die Aufführung war ein einhelliger Erfolg und zog sofort Folgeaufführungen in mehreren deutschen Städten nach sich.
Robert Schumann verfolgte in der ersten Fassung seiner 4. Sinfonie die Formidee von der „Sinfonie in einem Satz“ – äußerlich verwirklicht durch Wegfall der Pausen zwischen den Sätzen, so dass sich die vier Sätze zum sinfonischen Fluss vereinen. Damit löste er sich zwar vom überkommenen Sinfoniemodell, behielt jedoch die traditionellen Satzcharaktere bei. Ausgehend von seiner ästhetischen Idee hoher musikalischer Geschlossenheit überzog er das gesamte Werk mit einem Netz enger motivischer und melodischer Wechselbeziehungen. Die Sinfonie stellte sich also während ihres Verlaufs selbst Fragen. Dieses für die damalige Zeit radikale Formkonzept blieb bei der Erstaufführung vom Publikum unverstanden. Was Schumann 1841 als zweite Sinfonie begann, sollte über zehn Jahre später als seine vierte Sinfonie in die Musikgeschichte eingehen.
Die ursprünglich italienischen Satzbezeichnungen tauschte Schumann gegen deutsche Angaben. Der größte Unterschied liegt jedoch nicht wie vermutet in der Form des Werkes, sondern vielmehr in der grundlegend überarbeiteten Instrumentation. Ursprünglich solistisch besetzte Passagen sind in der zweiten Fassung meist in ganzen Stimmgruppen komponiert, was den vormals transparenteren Klangcharakter in der zweiten Fassung deutlich konzentrierter wirken lässt.
Die Satzbezeichnungen der zweiten Fassung von 1853 lauten:
Nun wünschen wir Ihnen viel Vergnügen beim gemeinsamen Tauchgang in die Tiefen der heute dargebotenen Musik.
Wolfgang Morgenstern
04. und 05. Mai 2024